Unterdrückung kommt in (die) Mode

Das italienische Modeschöpfer-Duo Domenico Dolce & Stefano Gabbana hat ganz offensichtlich ein Händchen für Boykott-Marketing.  Tuch des Anstoßes für derzeitige Boykott-Aufrufe gegen das Modelabel ist die neue „Abaya“-Kollektion für die modisch bewusste muslimische Kopftuchfrau. Edle, fließende Stoffe,  ausgefallene Muster und alles andere als eine verschleierte, graue Maus.

Als eine Hommage an die Anmut und Schönheit der arabischen Frau wollen es die Designer verstanden wissen – so manche Feministin sieht in modischen Kopftüchern und Schleiern aber eher das Abendland und die Emanzipation untergehen.  Die französische Feministin Elisabeth Badinter hat die Geschlechtsgenossinnen dazu aufgerufen, das italienische Modelabel zu boykottieren, das sei die „einzig richtige Antwort“.  Und es ist etwas dran an ihren Argumenten, denn wir wollen ja nicht, dass Frauen in hübschere Kopftücher gezwungen werden, sondern gar nicht.

GEWÖHNUNG UND FARBTUPFER SIND ABER EHER DAZU GENEIGT, DIE UNTERDRÜCKUNG DER FRAU SALONFÄHIG ZU MACHEN, ALS IHR DA HERAUS ZU HELFEN.

Vorausgesetzt, sie will, dass man ihr heraushilft. Neben der Hommage an die muslimische Frau ist es auch für D&G natürlich nicht nur modischer Idealismus, sondern auch ein Angriff auf die Kreditkarten muslimischer Männer. Ein milliardenschwerer Markt ist prognostiziert, denn auch die muslimische Frau mit zahlungskräftigem Ehemann will nicht nur in sackähnlichen Gebilden herumlaufen und in trostlose Farben gewickelt sein. Wenn schon Kopftuch oder Schleier, dann wenigstens farbenfroh und mit Stil. Und wie herrlich ist doch ein Skandal fürs Geschäft. Soviel kostenlose Werbung bekommt nicht jeder Designer für eine neue Kollektion. Im Marketing gibt es zum Jahresende sicher Boni auszuzahlen.

Es weckt allerdings ein Déjà-vu , denn es ist gerade erst ein Jahr her, dass internationale Stars wie Elton John oder auch Madonna und Victoria Beckham schon einmal dazu aufriefen, Dolce & Gabbana zu boykottieren. Damals hatte sich das schwule Designerpaar unerhörter Weise erlaubt, darauf hinzuweisen, dass eine Mama  für ein Kind eine wunderbare Sache ist. Dass ihnen gemietete Gebärmütter und künstliche Befruchtung irgendwie „synthetisch“ vorkommen und Kinder nach Möglichkeit Vater und Mutter haben sollten.  Anlass dieser offenen Worte war die damalige Kollektion von D&G unter dem Titel „Viva la Mamma“. Man ließ einst Mütter mit ihren Babys und selbst Schwangere auf den Laufsteg.

ÖFFENTLICHE KLEIDERVERBRENNUNGEN WURDEN NICHT BEKANNT – WAR DANN VIELLEICHT DOCH ZU SCHADE UM DIE TEUREN STÜCKE…

Eigentlich eine schöne Hommage an die Mütter dieser Welt. Vor allem die schwule Regenbogenfront fühlte sich jedoch angegriffen und vor allem diejenigen unter den Promis, wie Elton John, die natürlicherweise die Zeugung der eigenen Söhne nur mit Hilfe von Reagenzgläsern und Leihmüttern realisieren können.  Naturgemäß ist das nicht ein Hommage an die Mutterschaft sondern eher ein Geschäft mit Kindern, deswegen musste das Benennen der Fakten durch D&G schnell und gründlich geahndet werden und gipfelte im März 2015 spontan in einem eigenen Hashtag namens #BoycottDolceGabbana. Öffentliche Kleiderverbrennungen wurden nicht bekannt, auch wenn Sängerin Courtney Love dies via Twitter ankündigte. War dann vielleicht auch zu schade um die teuren Stücke. Der ebenfalls homosexuelle Sänger Ricky Martin sprach gar von „Hate Speech“, den er da in den Aussagen von D&G vernommen haben wollte und hatte damit sofort die politisch eingeordnete  Stellungnahme zu der angeblichen Ungeheuerlichkeit.

Mamas toll zu finden und jedem Kind seine natürlichen Eltern zu wünschen muss eine ziemlich hässliche Sache sein, das dürfen Heterosexuelle schon kaum öffentlich für eine erstrebenswerte Sache halten, aber wie sich im März 2015 zeigte, verzeiht die LSBT-Front dies auch Mitgliedern der eigenen Community nicht. Oder gerade diesen nicht. Biologistische Verräter allesamt. Und so beruhigten sich die Gemüter nur deswegen alsbald wieder, weil man sich bei Dolce & Gabbana zu einer Entschuldigung erniedrigen lies. Schließlich will man auch weiter teure Kleider verkaufen.

DAS FALSCHE MUTTERBILD VON ÜBERIRDISCH SCHÖNEN MAMAS

Doch auch abseits der Schwulen-Väter-Community und der empört-solidarischen Promiriege waren einst auch feministische Fashionistas mit der „Viva-la-Mamma“ Kollektion der  Italiener nicht wirklich einverstanden. Selbst im ehrwürdigen Time-Magazin echauffierte sich damals eine Autorin über dies „Problem“ bei der Mamma-Fashion-Show mit Mamas, Babys und Schwangeren auf dem Laufsteg. Nämlich, dass es ein falsches Mutterbild war, das da vermittelt worden sei. In der Welt von D&G seien die Mütter nämlich unglaublich schön und strahlend aber nicht wirklich sexuelle Wesen. Das muss modische Höchststrafe sein.

Zwar freut man sich auch im Time Magazin, dass es mal eine andere Modenschau war und nicht immer nur Magermodels über den Laufsteg staksten, aber dann doch bitte nicht nur die überirdisch schönen Mamas und nicht nur die wieder erschlankten Mamas, denn damit reduziert man die Mütter wieder auf die Diskussion, wie schnell sie den Babybauch wegtrainiert haben, ergo auf ihren Körper. So zieht man in Time das Fazit:

Auf viele Weisen fetischisiert unsere Kultur Mütter – und Schwangerschaft – und die Mode- und Schönheitsindustrie ist da nicht anders.

Willkommen erneut in der Abteilung Mode und Politik. Offensichtlich wären nur hässliche, dicke Mütter mit sichtbaren Schwangerschaftsstreifen oder wenigsten dunklen Augenringen politisch korrekte Laufstegwesen.

GLÜCKLICHE SCHÖNE MÜTTER HINGEGEN MÜSSEN ALSO LOGISCHERWEISE ZEICHEN DER UNTERWERFUNG AN MÄNNLICHE IDEALVORSTELLUNGEN SEIN.

Warum erzähl ich das alles so ausführlich? Weil das Déjà-vú noch einmal zurück fällt auf Elisabeth Badinter, die ebenfalls ein Problem mit Mutterschaft hat, was sie trotz dreifach Nutzung der eigenen Gebärmutter in dem Buch „Das Problem: Die Frau und die Mutter“ einst verarbeitete. Mütter, die ihr Kind versorgen und sich damit gar glücklich wähnen, sind bei ihr nur konditionierte, arme Opfer des Patriarchats, ihre Kinder die „Parasiten“ an der Brust der Mutter, die dem Vater helfen, seine Macht zu stützen. Es keimte bei mir also der Verdacht, dass Frau Badinter mit „Viva-la-Mamma“-Designern, selbst wenn sie schwul sind, vielleicht noch aus anderen Gründen ein Hühnchen zu rupfen hat, als über die Frage, ob ein islamisches Kopftuch zwangsläufig wie ein hässlicher Sack aussehen muss, oder auch schön sein darf.

Im Grunde genommen wiederholt sich bei beiden Themen ein Schema. Die Frage, wie darf Frau sein, und wer bestimmt darüber? Und dann fällt auf, dass ähnlich wie bei der Mütter- und Hausfrauendebatte auch bei der islamischen Frau argumentiert wird: Sie macht das nicht freiwillig, sie ist Opfer ihrer Kultur, der patriarchalen Strukturen, und wir dürfen ihren Weg nicht etwa unterstützen, wir müssen sie daraus befreien. Die einen also von Heim und Herd, die anderen aus Kopftuch und Schleier.

DAS MODELABEL ZEIGT DIE ISLAMISCHE FRAU IN EINER FALSCHEN ART UND WEISE – DIE IHR NICHT AUS DER UNTERDRÜCKUNG HILFT, SONDERN DIESE BESCHÖNIGT.

Solche Bestrebungen kennen wir schon von den Bemühungen einer sozialistischen Abgeordneten im Europarat, die verbieten lassen wollte, dass Frauen in der Werbung und im TV noch als Mütter und Hausfrauen gezeigt werden, denn das sei auch sexistisch und manifestiert nur die unterdrückte Rolle der Frau. Und gerade wird also zum Boykott eines Modelabels aufgerufen, weil es die islamische Frau in einer angeblich falschen Art und Weise zeigt und ihr nicht aus der Unterdrückung hilft, sondern diese beschönigt – in diesem Fall durch edles Tuch. Damit macht die Mode sich also zum Handlanger der Unterdrückung.  Würden D&G statt italienischer Vollblut-Mammas lieber magere Femen-Aktivistinnen mit debilen Slogans auf den nackten Brüsten über den Laufsteg schicken, wäre dies sicher als ein revolutionärer, emanzipatorischer Akt zur Bewahrung der Würde der Frau beklatscht worden.

Nun kann man geteilter Meinung sein über die Frage des Kopftuches und ich bin selbst in einem Dilemma. Denn was tun in einer liberalen Gesellschaft, die Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit hoch hält, dann aber nicht aushalten will, dass manche Frauen ihrer Religiosität mit einem Kopftuch traditionell Ausdruck verleihen? Wir sprechen ja schließlich auf der katholischen Nonne nicht ihre Tracht ab, ohne die sie ebenfalls nicht aus dem Haus geht.

DIE AUSBREITUNG ISLAMISCHER VORSTELLUNGEN VON FRAUENRECHTEN IN EUROPA

Nun bin ich nicht naiv und teile grundsätzlich die Bedenken von Elisabeth Badinter, dass man der Ausbreitung des Kopftuches als Symbol weiblicher Unterdrückung mitten in Europa entgegen wirken muss. So rief sie in einem Interview dazu auf, hartnäckig zu bleiben und keine Angst davor zu haben, deswegen als islamophob bezeichnet zu werden. Die Frage ist jedoch, in welcher Form wir dem beikommen. Ein schwules Designer-Paar aus Italien zu boykottieren halte ich in dieser Hinsicht weder für zielführend noch nötig. Denn die Ausbreitung islamischer  Vorstellungen von Frauenrechten in Europa wurde nicht durch die bunteren Farben von Kopftüchern, sondern durch jahrelanges Ignorieren eines sich anbahnenden Problems erzeugt.

Das 15-jährige muslimische Mädchen, das von ihren Eltern zum Kopftuch genötigt wird, braucht kopftuchfreie Schulen und Universitäten für Schülerinnen und Lehrerinnen, um eine Chance zu bekommen. Der Boykott von D&G, ein Label das sie sich sowieso nicht leisten könnte, bringt uns da nicht weiter. Es sind die Kleinigkeiten mit großer Wirkung, wo wir die Grenzen ziehen müssen in einer freien Gesellschaft und wo falsche Rücksichtnahme kein Zeichen von Toleranz, sondern von Mutlosigkeit und Unterwerfung sind und auch genau so verstanden werden. Denken wir nur an die Posse erst kürzlich vor einem Münchner Gericht, wo eine Klägerin zwar auf Beleidigung klagt, ihre Identität aber samt Schleier nicht lüften wollte.

ÜBER DIE FARBE VON KOPFTÜCHERN ZU DISKUTIEREN ANGESICHTS VON IMMER NOCH ZWANGSVERHEIRATETEN MÄDCHEN IST NICHT HILFREICH.

Dann klag eben nicht, würde ich sagen, denn egal ob Schleier von Dolce & Gabbana oder von KIK: Wer vor Gericht klagen will, gibt sich in unserem Land zu erkennen.  Über die Farbe von Kopftüchern zu diskutieren angesichts von immer noch zwangsverheirateten Mädchen in Deutschland ist eher hilfreich für die Hüter des islamischen Patriarchats, beschäftigt es uns doch nur an einer Seitenflanke. Ich finde zudem eher diejenigen 15-jährigen Mädchen befremdlicher, die sich freiwillig und mit Stolz verschleiern, als diejenigen, die mit ihren Freundinnen über Muster und Farben diskutieren. Letztere geben mir Hoffnung, ganz normale Mädchen zu sein. Erstere haben wir verloren in einer Gesellschaft, die ihnen viele Alternativen zu bieten hätte.

Und deswegen bin ich nicht der Meinung, dass die Unterdrückung der Frau unbedingt mit hässlicher Kleidung besiegelt werden muss. Ja, es bleibt ein Restzweifel, oder eher das Eingeständnis einer gewissen Ohnmacht in einer freien Welt, ihre Bewohnerinnen zu ihrem Glück zwingen zu können.

DIE UNTERDRÜCKUNG DER FRAU KOMMT IN MODE KÖNNTE MAN TITELN, TATSÄCHLICH IST DAS SYMBOL DER UNTERDRÜCKUNG ABER EINFACH NUR IN DER BUNTEN WELT DER MODE ANGEKOMMEN.

Gleichzeit entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich jetzt möglicherweise muslimische Frauen aus Ländern, in denen man Homosexuellen noch mit Todesandrohungen begegnet,  nun von einem schwulen Männerpaar aus Italien mit Islamic Chic einkleiden lassen. Fast könnte man meinen, dieser Allah habe doch einen Funken Humor.

 

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